Bony wird verhaftet
124 pages
German, Middle High (ca.1050-1500)

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Description

Den Mordfall des Viehhirten George Kendall will Inspektor Napoleon Bonaparte, der berühmte ›Bony‹, wieder einmal auf seine eigene, unkonventionelle Weise lösen.

Er taucht inkognito in dem Städtchen Merino in Neusüdwales auf und wird prompt von der dortigen Polizei verhaftet!

Dennoch gelingt es Bony, den Mörder zu stellen - einen Mann mit einem sehr seltsamen Tatmotiv…

Sujets

Informations

Publié par
Date de parution 01 avril 2023
Nombre de lectures 0
EAN13 9781923024052
Langue German, Middle High (ca.1050-1500)

Informations légales : prix de location à la page 0,0350€. Cette information est donnée uniquement à titre indicatif conformément à la législation en vigueur.

Extrait

ARTHUR W. UPFIELD
Bony wird Verhaftet
DEATH OF A SWAGMAN
Kriminalroman
ETT IMPRINT
Exile Bay
Diese deutschsprachige Ausgabe wurde von ETT Imprint 2023 veröffentlicht
Erstmals erschienen 1945
Erste korrigierte Ausgabe erschienen bei ETT Imprint 2019
Erstmals erschienen in Deutschland im Wilhelm Goldman Verlag 1964
Originalübersetzung von Heinz Otto
Copyright William Upfield 2013, 2023
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Abgesehen von dem nach dem Urheberrechtsgesetz zulässigen fairen Umgang zum Zwecke des privaten Studiums, der Forschung, der Kritik oder der Rezension des Copyright-Gesetzes, darf kein Teil ohne schriftliche Genehmigung vervielfältigt werden. Anfragen sollten an die Herausgeber gerichtet werden
ETT Imprint
PO Box R1906
Royal Exchange NSW 2137
Australia
www.arthurupfield.com
Der Verlag dankt Gisela Knies für ihre umfangreiche Hilfe bei der Vorbereitung dieser Ausgabe.
ISBN 978-1-923024-05-2


Die Hauptpersonen

Inspektor - wird von seinen Freunden
Napoleon Bonaparte - ›Bony‹ - genannt
Sergeant Marshall - Polizeichef von Merino
Wachtmeister Gleeson - ein Assistent
Mrs. Marshall - seine Frau
Florence Marshall - seine Tochter
Alfred Jason - Friedensrichter und Leichenbestatter
Tom Jason - sein Sohn
Llewellyn James - Pastor
Dr. Malcolm Scott - Arzt
Massey Leylan - Schafzüchter
Edith Leylan - seine Schwester
John Way - Landstreicher

Der Roman spielt im Südwesten
des australischen Bundesstaates Neusüdwales
1
Diese Mauer wurde nicht von chinesischen Bauern errichtet, die mühsam die Erde in Körben heranschaffen mußten, auch nicht von Männern oder Frauen oder Kindern, die in ihren zerschundenen Armen Steine heranschleppten. Kein Kaiser Schih-huang-ti herrschte über sein Volk, als diese gewaltige Barriere errichtet wurde, die sich in der Südwestecke des Staates Neusüdwales quer durch den Busch zieht. Das Land ist rötlich-braun, und auf dieser rötlich-braunen Erde baute der Wind mit sanfter Hand einen Wall aus schneeweißem Sand, zwölf Meilen lang, dreiviertel Meile breit und über hundert Meter hoch. Niemand weiß, wann der Wind die Kraft besaß, diese gewaltige Sandbarriere zu errichten, und niemand weiß, wer sie zum ersten Mal ›Chinesische Mauer‹ nannte.
Am Morgen des zwölften Oktobers wurde in einer einsamen Hütte, die im Schatten der Chinesischen Mauer lag, die Leiche des Viehhirten George Kendall gefunden, und alle Umstände deuteten darauf hin, daß der Mann ermordet worden war. Aus diesem Grund mußte sich Kriminalsergeant Redman nach Merino begeben, einem kleinen Marktflecken drei Meilen westlich dieser Hütte. Begleitet wurde der Sergeant von einem Fotografen und einem Beamten der Spurensicherung. Die Kriminalbeamten fuhren zunächst zur Polizeistation, und nachdem die Bewohner des kleinen Städtchens verhört worden waren, ging die Fahrt weiter zum Tatort. Die Beamten fotografierten die Hütte und suchten nach Fingerabdrücken.
Die Ankunft von Kriminalinspektor Napoleon Bonaparte - seine Freunde nennen ihn Bony - spielte sich ganz anders ab. Beim Studium des von Sergeant Redman verfertigten Untersuchungsberichts war das Interesse des Inspektors geweckt worden, und sechs Wochen später kam er nach Merino - als Farmarbeiter. Im einzigen Hotel des kleinen Städtchens trank er mit dem Wirt zwei Schnäpse, dann setzte er sich vor dem Hotel auf eine Bank und rauchte eine selbstgedrehte Zigarette.
Merino ähnelt in jeder Hinsicht den anderen kleinen Städtchen im Westen von Neusüdwales. Die Häuser, die Läden und die Verwaltungsgebäude bestehen aus Holz, Eisen und Blech, und der einzige Versuch, den Ort zu verschönern, bestand darin, daß man zu beiden Seiten der Hauptstraße Pfefferbäume angepflanzt hatte. Nur ungefähr achtzig Menschen - die Kinder eingeschlossen - lebten in dem Städtchen, als Bony nach Merino kam.
Was die ersten Siedler veranlaßt haben mochte, diesen Ort zu gründen, blieb Bony ein Rätsel. Das Städtchen liegt am Ostrand einer weiten Hochebene. Die Straße von Mildura führt über dieses Plateau und an den beiden großen Stauseen vorbei, die den Ort mit Wasser versorgen. Nach einer Meile erreicht man dann das westliche und damit obere Ende der Hauptstraße. Auf der anderen Seite des Städtchens zieht sich die Landstraße, leicht abfallend, über weitere zwei Meilen dahin, dann biegt sie scharf nach Norden ab, weil sie den gewaltigen Sandwall nicht überwinden kann, der von den Einwohnern ›Chinesische Mauer‹ genannt wird.
Das Hotel dient den Reisenden, die aus Mildura kommen, als erster Aufenthalt. Von der Veranda aus konnte Bony die Straße hinunterblicken, zwischen den beiden Reihen der Pfefferbäume hindurch bis zu dem in der Ferne aufgetürmten weißen Sandwall.
Gegenüber vom Hotel stand eine große Wellblechgarage, deren Besitzer - so verkündeten rote Buchstaben auf einem weißen Schild - Alfred Jason hieß. Dieser Mann war außerdem Stellmacher und der Besitzer des Bestattungsinstituts. Sein Haus stand neben der Garage, aber weiter von der Straße zurück. Daran schloß sich das eingezäunte Grundstück der Polizeistation mit den Stallungen, dem Gefängnis und dem Leichenschauhaus an. Etwas weiter unten an der Straße konnte man die Schaufenster der Läden erkennen und - auf der Seite des Hotels - die Schule und die Kirche.
Am Nachmittag herrschte tiefe Stille. Niemand kam ins Hotel, um ein Gläschen zu trinken, und so hatte Bony die Bank ganz für sich allein - wenn man von den Fliegen und einem Hund absah. In der Autowerkstatt konnte er zwei Männer beobachten, er hörte Hämmern und das schrille Kreischen eines Metallbohrers. Der Nachmittag war warm, und Bony war an diesem Tag weit marschiert. Nun legte er sich auf die Bank, die Deckenrolle diente als Kopfkissen, und während er darüber nachdachte, ob er sich dem Polizeibeamten zu erkennen geben oder seine Ermittlungen lieber inkognito führen solle, schlief er ein. Doch schon kurze Zeit später wurde er von einer barschen Stimme geweckt.
»He! Wie heißen Sie?«
Bony war ein Mischling, und von seinen Vorfahren mütterlicherseits hatte er die Fähigkeit geerbt, sofort hellwach zu sein, doch er öffnete nur verschlafen ein Auge und sah einen uniformierten Polizeibeamten, dessen breites, wettergegerbtes Gesicht deutliche Mißbilligung verriet. »He, Sie! Wie heißen Sie!«
»Robert Burns«, erwiderte Bony träge und gähnte. »Lassen Sie mich doch in Ruhe!«
Der Polizeibeamte - er hatte den Rang eines Sergeanten - ärgerte sich weniger über Bonys Worte als vielmehr über das Gähnen. Sergeant Marshall war es nicht gewohnt, daß ihn ein Farmarbeiter angähnte, der obendrein am hellichten Tage vor dem Hotel schlief.
»Hm, dieser Name ist wohl genauso gut wie jeder andere.« Wie viele hünenhafte Männer sprach auch der Sergeant sehr leise, wenn er sich ärgerte. »Wo kommen Sie her?«
Bony blieb ruhig liegen, öffnete aber nun auch das zweite Auge, doch seine Stimme klang betont gelangweilt.
»Unten aus Texas.«
»Ach nein, tatsächlich?« meinte der Sergeant sarkastisch. »Und wohin soll Sie Ihr Weg führen?«
»Zu meinem kleinen grauen Häuschen im fernen Westen«, erwiderte Bony.
»So, so!« Eine große Faust packte Bony am Hemd und riß ihn hoch. Neben der hünenhaften Gestalt des Sergeanten wirkte der Inspektor klein und schmächtig. Das Gesicht des Polizeibeamten hatte sich dunkel verfärbt, und seine Stimme klang bissig. »Sie nehmen Ihren Mund ganz schön voll, mein Freund. Und nun will ich Sie zu Ihrem kleinen grauen Häuschen im fernen Westen begleiten. Besser, Sie nehmen Ihr Bündel mit, sonst könnten Sie heute Nacht frieren.«
Bony mußte lachen, unterdrückte es aber. Sein Oberarm war wie in einem Schraubstock eingepreßt, als er über die Strafe zur Polizeistation geschoben wurde. Im Dienstraum saß, in Hemdsärmeln, ein Beamter der berittenen Polizei und hämmerte auf der Schreibmaschine herum.

»Achten Sie gut auf diesen Zugvogel, Gleeson«, befahl der Sergeant, und der Wachtmeister baute sich neben dem Häftling auf. Der Sergeant setzte sich an seinen Schreibtisch und füllte ein Formblatt aus. Dann blickte er den Festgenommenen an. » Vorführnote wird erstellt, weil Sie: erstens einem Polizeibeamten unrichtige Angaben gemacht, zweitens sich einem Polizeibeamten gegenüber ungebührlich aufgeführt haben, drittens offensichtlich keine Mittel für den Lebensunterhalt besitzen und viertens vor einer Gastwirtschaft herumgelungert haben. - Gleeson, sperren Sie ihn ein.«
»Da wäre eigentlich noch ein fünfter Punkt, aber den möchte ich lieber verschweigen.« Bony konnte sich diese Bemerkung nicht verkneifen, doch da wurde sein Oberarm erneut in einen Schraubstock gespannt, und dann wurde er zu seinem kleinen Häuschen im fernen Westen geführt - in eine der beiden Zellen des Gefängnisses.
Als der Wachtmeister zu seiner Schreibmaschine zurückkehrte, hörte er den Gefangenen laut lachen.
Bony setzte sich auf die breite Pritsche, die ihm nun als Bett dienen mußte. Seine blauen Augen funkelten amüsiert, während seine schlanken Finger eine Zigarette drehten, die in der Mitte die übliche Verdickung aufwies. Schon oft hatten ihm Polizeibeamte mit Festnahme gedroht, weil sie ihn für einen Tramp gehalten hatten, aber nun war er zum ersten Mal tatsächlich ins Gefängnis gesteckt worden. Die Zelle war sauber, doch unter dem Wellblechdach herrschte eine unerträgliche Hitze, denn die Ventilation bestand lediglich aus einer kleinen, mit Eisenstangen gesicherten Öffnung im Dach und einem kleinen Gitterfenster in der Tür.
Bony seufzte resigniert und legte sich auf die Pritsche. Er überlegte, ob es ratsam sei, sich Sergeant Marshall sofort zu erkennen zu geben. Es hatte gewisse Vorteile, erst einmal inkognito zu bleiben.
Nach einer Stunde hörte Bony, wie eine Kiste vor die Tür geschoben wurde. Gleich darauf spähten zwei große, dunkelgraue Augen durch das Gitter. Er nahm die Füße von der Pritsche und setzte sich auf.
»Guten Tag«, sagte er höflich, und als er weiterhin nur schweigend gemustert wurde, stand er au

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