Das Rote Flugzeug
150 pages
German, Middle High (ca.1050-1500)

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Description

»Vor sich sahen sie den ausgetrockneten, völlig platten Grund einer seichten Senke. Die Ufer dieses wasserlosen Sees waren aus weißem, betonhartem Lehm, der sich wie ein helles Band zu Füßen leuchtend grüner Fieberbäume hinzog. Plötzlich stieß Elisabeth einen gellenden Schrei aus, und Nettlefold stieg automatisch auf die Bremse.

In der Mitte des Sees lag ein kleines knallrotes Flugzeug.«

Völlig unbeschädigt, aber mit einer bewußtlosen Pilotin im Cockpit steht ein Flugzeug in der australischen Wüste. Ein spektakulärer Fall für Inspector Bonaparte, denn einige Hinweise deuten auf einen äußerst ungewöhnlichen Mordanschlag hin.

Erstmals in deutscher Sprache.

Sujets

Informations

Publié par
Date de parution 01 avril 2023
Nombre de lectures 0
EAN13 9781923024045
Langue German, Middle High (ca.1050-1500)

Informations légales : prix de location à la page 0,0350€. Cette information est donnée uniquement à titre indicatif conformément à la législation en vigueur.

Extrait

ARTHUR W. UPFIELD
DAS ROTE FLUGZEUG
Wings Above the Diamantina
Aus dem Englischen von Mechthild Sandberg - Ciletti

ETT IMPRINT
Exile Bay


Diese deutschsprachige Ausgabe wurde von ETT Imprint 2023 veröffentlicht
Erstmals erschienen 1936
Erste korrigierte Ausgabe erschienen bei ETT Imprint 2017
Erstmals erschienen in Deutschland im Wilhelm Goldman Verlag 1964
Originalübersetzung von Mechthild Sandberg-Ciletti
Copyright William Upfield 2013, 2023
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Abgesehen von dem nach dem Urheberrechtsgesetz zulässigen fairen Umgang zum Zwecke des privaten Studiums, der Forschung, der Kritik oder der Rezension des Copyright-Gesetzes, darf kein Teil ohne schriftliche Genehmigung vervielfältigt werden.
Anfragen sollten an die Herausgeber gerichtet werden.
ETT Imprint PO Box R1906 Royal Exchange NSW 2137 Australia
www.arthurupfield.com
Der Verlag dankt Gisela Knies für ihre umfangreiche Hilfe bei der Vorbereitung dieser Ausgabe.
ISBN 978-1-923024-04-5

1
Das verlassene Flugzeug
Es war ein windstiller Tag, kühl und frisch, darum entschied sich Elizabeth, ihren Vater auf einer Rundfahrt über das fünfzehnhundert Quadratmeilen umfassende Staatsgut Coolibah zu begleiten. Für Nettlefold selbst war nicht das angenehme Oktoberwetter weit im Westen von Queensland Anlaß zu der Inspektionsfahrt über die große Rinderfarm, deren Verwalter er seit zweiunddreißig Jahren war. Für ihn gehörten solche Fahrten zum Arbeitsalltag. Diesmal wollte er zunächst eine Viehherde besichtigen, ehe sie den Treibern übergeben wurde, die sie zum Weitertransport nach Bourke und dann nach Sydney bringen sollten, und danach wollte er die Qualität des Weidelands in Emu Lake begutachten, einer riesigen Koppel, die zwei Jahre lang geruht hatte.
»Ich bin froh, daß du mitgekommen bist, Elizabeth«, sagte er, während sie westwärts fuhren.
»Ich auch«, antwortete Elizabeth. »Es ist immer so still im Haus, wenn du weg bist, und es ist ja weiß Gott schon ruhig genug, wenn du da bist.« Sie lächelte. »Außerdem streikt immer das Radio, wenn du außer Haus bist.«
Ihr schönes Gesicht strafte alle jene Lügen, die behaupten, die Witterung Queenslands ruiniere den Teint. Es war klar und frisch, mit großen Augen, die so dunkel waren wie ihr Haar.

»Du fährst heute zum vierten Mal mit mir, seit wir auf Autos umgestiegen sind«, bemerkte er nach einer kleinen Weile des Schweigens.
»Das fünfte Mal«, verbesserte sie.
Er lachte, die Augen in dem breiten rotbraunen Gesicht verzogen sich zu schmalen Schlitzen.
»Na ja, mit dem Auto ist es auch nicht so langweilig wie früher mit dem Pferdegespann. Ich weiß noch, wie du das erste Mal mitgekommen bist. Du warst erst fünf, und obwohl wir uns gegen deine Mutter verbündet hatten, mußten wir hart kämpfen, bis sie es erlaubte.«
»Das war damals, als der Fluß über die Ufer trat, während wir draußen waren, und wir zwei Wochen im Freien kampieren mußten, ehe das Hochwasser endlich so weit zurückging, daß wir ihn durchqueren konnten. Ich weiß noch genau, wie Mutter aus dem Haus stürzte, als wir ankamen. Ich glaube, das ist eine meiner frühesten Erinnerungen - ihr ängstliches Gesicht an dem Tag.«
»Sie hatte Grund zur Besorgnis. Damals gab es noch keine telefonische Verbindung zu den Hütten der Leute draußen, und von den Farmen im Norden, die uns vor der Überschwemmung rechtzeitig hätten warnen können, waren wir auch nicht zu erreichen. Vor deiner Geburt ist deine Mutter oft mit mir rausgefahren. Es hat ihr immer Spaß gemacht. Wir waren gute Kameraden, deine Mutter und ich.«
Elizabeth streichelte leicht seinen Arm. »Und jetzt sind wir Kameraden, nicht wahr?« sagte sie leise.
»Ja, Elizabeth, jetzt sind wir Kameraden«, stimmte er zu und schwieg.
Sie befanden sich gut dreißig Kilometer westlich der Diamantina mit ihrem Gewirr verschlungener trockener Seitenarme und fünfundfünfzig Kilometer vom Hof entfernt. Vor ihnen reihten sich gewaltige orangefarbene Sanddünen, die nur spärlich bewachsen waren, zu Ketten. Hier und dort hinter den sandigen Hügeln leuchtete das Laub grüner Bäume, und dahinter verdunkelte eine Staubwolke den Himmel.
»Das wird Ted Sharp mit dem Vieh sein«, bemerkte Nettlefold auf die braune Staubwolke deutend.
»Wie viele schicken wir diesmal weg?« fragte Elizabeth.
»Achthundert - hoffe ich. Kommt ganz drauf an.« Der schmale Weg führte sie um einen sandigen Ausläufer herum, der etwa zehn bis zwölf Meter zum Gipfel einer Düne aufstieg, und schlängelte sich dann über harte, vom Wind leergefegte Lehmpfannen, auf denen die Räder ihres Wagens kaum Eindrücke hinterließen, durch die orangebraune Hügellandschaft. Die Rockies, hatte Elizabeth die Hügel getauft, als sie ihren Vater das erste Mal dazu überredet hatte, hier Rast zu machen, und sie bis zum Gipfel einer der Dünen hinaufgeklettert war, um dann unter Gelächter den steilen Hang hinunterzurutschen.
So plötzlich, wie sie auf diesen unüberwindlich scheinenden Sandwall gestoßen waren, ließen sie ihn hinter sich. Der Wagen schoß auf eine weite, baumlose Ebene, die weit drüben, auf der anderen Seite, von dunklen Bäumen begrenzt war. Vor ihnen wogte eine gewaltige Masse langsam vorwärts trottender Rinder, die von vier Reitern getrieben wurden. Ein fünfter Reiter, der ein gesatteltes Pferd mit sich führte, trabte ihnen entgegen. Als sie anhielten, kam er nahe an den Wagen heran und zog den breitkrempigen Hut. Das Gesicht unter dem glatten braunen Haar war tief gebräunt, nur unter dem Haaransatz, dort, wo der Hut die Haut bedeckte, zog sich ein weißer Streifen quer über die Stirn.
»Morgen, Mr. Nettlefold! Morgen, Miss Elizabeth!« rief er, ehe er sich aus dem Sattel schwang und die Pferde näher heranführte. Zu Elizabeth gewandt fügte er hinzu: »Ich war sicher, Sie würden nach Golden Dawn fahren und mit diesen Kunstfliegern dort ein, zwei Runden drehen. Die Jungs hier wollten sich alle freinehmen, um sich den Busch mal von oben anzusehen. Aber dann machte die Inspektion einen Strich durch die Rechnung.«
»Ach, ich hatte irgendwie keine Lust«, meinte sie lächelnd. »Außerdem sollten gestern die Küken im Brutkasten schlupfen, da konnte ich sowieso nicht weg.«
»Und wie viele sind ausgeschlüpft? War die Quote gut?«
»Ja, einundneunzig von hundert.«
»Wie schaut's mit dem Gewicht aus, Ted?« unterbrach Nettlefold, dem die Rinder wichtiger waren als die Küken. »Ganz gut. Der Durchschnitt durfte so bei dreihundertsechzig Kilo liegen. Achthundertneunzehn Stück insgesamt. Wollen Sie sie sich ansehen?«
»Warum nicht? Schließlich haben Sie mir schon den Gaul mitgebracht. Wer ist außer Ned Hamlin und Shuteye mit Ihnen hier draußen?«
»Bill Sikes und Fred.«
Nettlefold nickte. Nachdem er Elizabeth versprochen hatte, nicht lange auszubleiben, stieg er auf das Pferd, das Ted mitgebracht hatte, und ritt der stampfenden Herde entgegen. Ted Sharp schwenkte grüßend seinen Hut, und Elizabeth winkte ihm lächelnd nach. Er war der fröhlichste, lebenslustigste Mensch, den sie kannte.
Heiter sah sie den beiden nach. Ihr Vater saß steif und aufrecht im Sattel, sein Aufseher mit der lockeren Anmut dessen, der es gewohnt ist, den ganzen Tag auf dem Pferd zu sitzen. Ted deutete mit ausgestrecktem Arm auf eine bestimmte Stelle in der Herde, und die beiden Reiter schwenkten im Galopp ab, um einen Bogen zu schlagen.
Ted Sharp war vor elf Jahren eines Tages aufgetaucht, keiner wußte so recht, woher. Elizabeth war damals ein Wildfang von vierzehn gewesen, seit vier Jahren mutterlos. Sie hatte seit ihrer frühesten Kindheit im Sattel gesessen, aber dank Ted, der nur fünf, sechs Jahre älter war als sie, hatte sie ungeheuer viel dazu gelernt, und ihre Pferde waren besser geworden. Er war der geborene Zureiter und verstand eine Menge von der Rinderzucht - kein Wunder, daß er schon bald zum Aufseher befördert worden war. Und auch für diesen Posten schien er ein ausgeprägtes Talent zu besitzen, er hatte niemals auch nur die geringsten Schwierigkeiten mit den Leuten.
Jetzt kamen er und ihr Vater langsam zum Wagen zurück, in ernsthaftes Gespräch vertieft, das sich, wie Elizabeth wußte, nur um das Vieh drehen konnte.
»Wir fahren morgen alle nach Golden Dawn, Miss Elizabeth«, rief Ted schon von weitem. »Ihr Vater hat's uns erlaubt. Hoffentlich kommen Sie auch. Sie müssen Ihrem Vater befehlen, mit Ihnen hinzufahren.«
»Ich gebe meinem Vater nie Befehle«, gab sie mit ernster Miene zurück, doch in ihren Augen blitzte es belustigt.
Nettlefold betrachtete seine schöne Tochter mit unverhohlenem Stolz. In dem grauen engen Kostüm und dem schicken Hut konnte sie es leicht mit den elegantesten Frauen aus der Stadt aufnehmen.
»Nein, du gibst mir nie Befehle, Elizabeth«, sagte er langsam. »Aber irgendwie tue ich immer brav, was du erwartest.«
Er sprang vom Pferd, übergab Ted die Zügel und ging zum Wagen. Nachdem er es sich hinter dem Steuer bequem gemacht hatte, zog er einen Klumpen schwarzen Tabaks aus der Tasche und begann, Schnipsel davon abzuschneiden.
»Sagen Sie Sanders, daß ich wegen des Kredits mit den Banken in Quilpie, Cunnumulla und Bourke gesprochen habe«, sagte er. »Er soll mir telegrafieren, sobald das Vieh verladen ist. Möglicherweise haben wir in Bottom Bend noch mal eine Ladung Mastvieh für ihn, die er im Januar nach Cockborn bringen kann. Zum Weitertransport nach Adelaide.«
»In Ordnung. Wir haben bestimmt Mastvieh genug in Bottom Bend.«
»Ja, vorausgesetzt, wir kriegen nicht eine Welle von Stürmen, die das ganze Futter wegblasen. Also, wir müssen weiter. Ich möchte heute Abend wieder zu Hause sein. Bis dann!«
»Bis dann, Mr. Nettlefold. Auf Wiedersehen, Miss Elizabeth.«
Mit kurzem Gruß verabschiedete sich Ted von seinem Chef, bei der Tochter ließ er sich etwas länger Zeit. Ihr Blick war kühl, doch er lächelte nur umso heiterer. Sie lachte ihm zu, als der Wagen sich in Bewegung setzte, und erwiderte seinen Gruß mit einem kurzen Winken.
Zwanzig Minuten später hatten sie die Ebene hinter sich

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