Wie wir für die Freiheit kämpften
142 pages
German, Middle High (ca.1050-1500)

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Wie wir für die Freiheit kämpften , livre ebook

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Description

Im Jahr 1994 konnten erstmals alle Menschen in Südafrika ihre Regierung wählen. Nach Jahrzehnten einer unmenschlichen Politik wurde die Apartheid abgeschafft. Nelson Mandela und Desmond Tutu sind die bekanntesten Namen, die für den Befreiungskampf der schwarzen Bevölkerung stehen. Doch unzählige "stille Helden" haben durch ihren Widerstand die Verhältnisse verändert, oft unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Rommel Roberts erzählt diese unerhörten Geschichten als Betroffener. Er beschreibt Bus-Boykotte, den Kampf gegen die Halskrausen-Morde und den Fall der Passgesetze. Er berichtet vom Aufstand gegen die Zwangsumsiedlungen, die Rassentrennung und die Polizeigewalt in den Townships und Homelands, wo jede und jeder ums Überleben kämpfte. Durch Solidarität, kreative Aktionen und Gewaltlosigkeit wurde dem weißen Regime die Stirn geboten und das Fundament für ein neues Südafrika gelegt. Rommel Roberts erzählt auf berührende Weise vom Mut und den Visionen der "kleinen Leute", die ihrer Überzeugung Taten folgen ließen. Zusammen mit dem ausführlichen Glossar und einer Zeittafel wird diese Erstveröffentlichung zu einem einzigartigen Dokument der jüngsten Geschichte Südafrikas."Dieses Buch handelt von einfachen Menschen, die durch ihren Glauben und ihre Taten entscheidende Veränderungen bewirkt haben. Gott sei Dank erzählt Rommel Roberts jetzt manche dieser Geschichten - sie haben mich tief berührt." Desmond Tutu (Friedensnobelpreisträger)

Sujets

Informations

Publié par
Date de parution 14 janvier 2014
Nombre de lectures 0
EAN13 9783906786537
Langue German, Middle High (ca.1050-1500)

Informations légales : prix de location à la page 0,0660€. Cette information est donnée uniquement à titre indicatif conformément à la législation en vigueur.

Extrait

Wie wir für die Freiheit kämpften Von stillen Heldinnen und Helden in Südafrika
Rommel Roberts

Wie wir für die Freiheit kämpften
Von stillen Heldinnen und Helden in Südafrika
LOKWORT im Internet www.lokwort.ch
Redaktionelle Leitung und Lektorat: Karl Johannes Rechsteiner Übersetzung aus dem südafrikanischen Englisch: Christina Stiefel Gestaltung: arsnova, Horw E-Book: mbassador GmbH
© 2014 Buchverlag Lokwort, Bern E-ISBN 978-3-906786-53-7 Abdruckrechte nach Rücksprache mit dem Verlag
Inhalt
Wenn die Geschichte uns berührt
Eine Kindheit als »Kaffir«
Sister Mary Baptist und ihre Wunder
Maureen Roberts, »daai koeli meid«
Uncle Bob und das Kloster
Unterwegs
Freiheit finden im Gefängnis
Amelia von Kew Town
Die Gangs
Ein Denkmal für Anna
Das Drama von Modderdam
Aunt Sue, die kleine große Frau
Die Proteste gegen die Bus-Fahrpreise
Das No Name Camp, der Hungerstreik und die Passgesetze
Aunt Sue fliegt
Die Herrschaft der Gewalt
Francis, der Verwandlungskünstler
Leen, ein Herz für Verfolgte
Die Friedensstifter von Mannenberg
Richard, der Unterhändler
Stille Zeugen
Morgendämmerung einer Demokratie
Dank
Zum Autor
Zeittafel
Glossar

Geleitwort von Desmond Tutu
Wenn die Geschichte uns berührt
Dieses Buch erzählt Geschichten über einfache Menschen. Die meisten von ihnen sind Frauen. Rommel Roberts erzählt von der tatkräftigen Rolle, die diese einfachen Menschen gespielt haben. Wie durch ein Fenster schauen wir auf Portraits von Personen, die durch ihren Glauben und ihre Handlungen entscheidende Veränderungen bewirkt haben. Es sind unerhörte Geschichten von mutigen, aber meist stillen Helden, deren Repräsentant ich sein durfte und als deren Stellvertreter ich den Friedensnobelpreis erhielt. Bisher hat die Welt diese Menschen leider nicht kennengelernt, in deren Namen ich gesprochen und gepredigt habe. Gott sei Dank erzählt Rommel Roberts jetzt manche dieser Geschichten. Und wir können endlich einigen dieser unbekannten Heldinnen und Helden Namen und sogar Gesichter zuordnen.
Rommel Roberts arbeitete in jener Zeit für mich als Entwicklungsbeauftragter, als ich gerade zum neuen Generalsekretär des Südafrikanischen Kirchenrates ernannt worden war – in den späten 70er-Jahren, als Steve Biko ermordet und viele andere Gräueltaten begangen wurden. Rommel koordinierte die Anstrengungen von vielen Organisationen und Freiwilligen im Kampf gegen die Passgesetze und die Aktionen gegen die Vertreibungen.
Jeden Tag wurden in den illegalen Camps die unstabilen Plastikunterkünfte von der Polizei zerstört, die schwarze Mütter errichtet hatten, weil sie ihren Eheschwur ernst nahmen. Sie waren gezwungen auf durchnässten Matratzen zu sitzen, ihre Haushaltswaren um die Füße verstreut, wimmernde Babys auf ihrem Schoß, im kalten Winterregen des Kaps. Jeden Tag führte die Polizei die rücksichtslosen Zerstörungen durch. Welches abscheuliche Verbrechen hatten diese Frauen begangen, dass sie auf diese Art und Weise wie Kriminelle gehetzt wurden? Sie wollten doch nur mit ihren Ehemännern zusammen sein, den Vätern ihrer Kinder.
Sie wollten doch nur ein anständiges und stabiles Familienleben. Unglücklicherweise war es in ihrem Geburtsland eine kriminelle Straftat, mit ihren Ehemännern und den Vätern ihrer Kinder zusammenzuleben. Schwarzes Familienleben wurde untergraben – nicht zufällig, sondern durch absichtliche Regierungspolitik. Es war Teil des Preises, den menschliche Wesen, Gottes Kinder, für die Apartheid zahlen mussten. Ein unannehmbarer Preis.
Gegen diese unmenschlichen Verhältnisse protestierte ich zum Beispiel bei einer Rede in Crossroads, die Rommel Roberts organisiert hatte. Crossroads wurde zum Begriff für den Kampf der Menschen gegen die Vertreibungen und das System der Passgesetze, die gewaltsam durchgesetzt worden waren.
Die herrschenden Zustände schufen auch Situationen, wo sich die Gemeinschaften selbst zerfleischten. Mit gezielten Morden wurden Führungspersonen und zufällig ausgewählte Frauen oder Männer gelyncht und mit Reifen um den Hals durch einen aufgehetzten Mob verbrannt. Ich arbeitete im Western Cape mit Rommel zusammen, um diesem Verhalten ein Ende zu setzen. Rommel organisierte eine Reihe von geheimen Treffen mit den Führern der verschiedenen Fraktionen. Unsere Strategie hatte Erfolg dank engagierten friedfertigen Aktionen, wo junge Leute, Freiwillige und Kirchenleute unter großer persönlicher Gefahr eingriffen, um der Gewalt ein Ende zu setzen.
Diese Geschichten sind nicht nur authentisch, sondern geben auch einen Einblick in das Leben und den Kampf der vielen unbekannten Helden, die mithalfen, den Weg zu unserer neuen Demokratie zu bahnen. Sie haben mir den Rücken gestärkt, wenn ich internationale Erklärungen abgab und bei Kampagnen gegen die Apartheid auftrat. Nach 20 Jahren Demokratie vermitteln die bisher unbekannten Befreiungsgeschichten in diesem Buch wichtige Einsichten – sie haben mich tief berührt.
Manche fundamentalen Werte der Helden in diesem Buch scheinen heute durch andere Kräfte ersetzt worden zu sein. Beispiele von schnellem Reichtum korrumpieren unsere Jugend und schüren falsche Erwartungen. Opferbereitschaft ist ein Fremdwort geworden, Korruption eine Plage. Glücklicherweise ist noch Zeit für Korrekturen. Die Menschen in unserem Land sind tolerant und geduldig. Sie suchen ernsthaft nach Veränderungen, damit unsere junge Demokratie weiterwachsen kann, wie es sich die Heldinnen und Helden dieser Geschichten erhofft haben. Ich bin dankbar, dass mich Rommel Roberts mit seinem Buch daran erinnert.
Rommel, danke für Deine Beharrlichkeit – Gott schütze Dich!
Desmond Tutu, im November 2013
Desmond Tutu war anglikanischer Erzbischof von Kapstadt. 1984 erhielt er für sein friedliches Engagement gegen die Apartheid den Friedensnobelpreis.
Eine Kindheit als "Kaffir"
Mein Vater war weiß, während meine Mutter als "Indisch" oder "Asiatisch" klassifiziert wurde, wie die Begriffe in jenen Tagen lauteten. Ich wuchs in einer Stadt im Nordwesten von Südafrika auf, nah an der Grenze zu Botswana. Früher hieß sie Mahikeng, heute trägt sie wieder diesen Namen. Dazwischen jedoch nannten sie die Buren Mafeking. Sie nahmen ein Wort aus der Sprache der Tswana: Mafekeng, der Platz der Steine. Um es sich besser merken zu können, verwandelten sie das keng in einen King und nannten die Stadt eben Mafeking. Im Jahr 1899 kämpften die Buren hier gegen die britischen Streitkräfte für ihre Unabhängigkeit. 217 Tage belagerten sie die Stadt. Hier bin ich aufgewachsen. Hier, wo die berühmte "Belagerung von Mafeking" stattgefunden hat – außer an Sonntagen, wenn die beiden Seiten eine Pause machten für das Kricketspiel. Der britische Oberst Robert Baden Powell war Anführer der Briten. Seine damaligen Erfahrungen flossen später in die weltweite Pfadfinder-Bewegung ein, die er begründet hat.
Als ich ein Kind war, trug die Stadt noch immer die Merkmale ihrer britischen kolonialen Vergangenheit, mit eleganten öffentlichen Gebäuden, einem ordentlich und schön gestalteten Marktplatz und einer sehr disziplinierten Polizei, die vollständig aus Männern aus Botswana bestand. Sie trugen eine faszinierende Uniform aus Kniestrümpfen, Khakishorts und dreieckigen Jägerhüten. Obwohl die Stadt in Südafrika lag, war sie die Hauptstadt von Botswana, zu dieser Zeit noch ein britisches Protektorat.
Gegen Ende der 50erund zu Beginn der 60er-Jahre begann Mafeking die schmerzlichen Auswirkungen der Apartheid zu spüren. Plötzlich wurde uns unsere Rassenzugehörigkeit bewusst gemacht. Als Kinder hatten wir nie darüber nachgedacht. Wir spielten über alle Rassenschranken hinweg fröhlich miteinander, ohne Gedanken daran zu verschwenden, dass wir uns im Aussehen leicht unterschieden. Allmählich aber wurden wir gezwungen, uns der Rasse bewusst zu werden, unseren Platz in der Hackordnung zu verstehen. Es hatte ein gewisses Maß an Apartheid schon während der Kolonialherrschaft der Briten gegeben – die Schilder "Nicht-Weiße" und "Nur für Weiße" waren immer da gewesen, deshalb sind es sicher nicht die Afrikaaner, die die Rassentrennung erfunden haben. Sie haben sie nur perfektioniert.
Vor unseren Augen vollzog sich ein schneller Zerfall des normalen Lebens. Ich erinnere mich, wie weiße Kinder in unsere Straße kamen und mit Boet Fouche und seinen kleinen Brüdern und seiner Schwester Santa dagegen protestierten, weiterhin mit diesen "Kaffirs", "Hotnots" und "Koelies" zu spielen, wie diese abwertenden Ausdrücke für schwarze Afrikaner, Farbige und Inder waren. Die Apartheid führte sogar innerhalb unserer Familie zu besonderen Spannungen. Auch bei uns mit dem weißen Vater und der so genannt farbigen Mutter. Das war wahrscheinlich der Grund, weshalb mein Vater die meiste Zeit seines Lebens im benachbarten Botswana verbrachte, wo er sich frei bewegen konnte und zusammen sein konnte, mit wem er wollte.
Für viele Farbige schuf die Vorstellung "weiß ist besser" eine schmerzliche Lage. Ganze Familien wurden gespalten, je nach der Schattierung ihrer Hautfarbe und der Eigenschaft ihrer Haare. Einige trauten sich nicht einmal mehr, auf der Straße Verwandte zu grüßen. Weiß zu sein bedeutete, zur privilegierten Kaste zu gehören. Auf irgendeine Weise farbig zu sein bedeutete, in die Kategorie der Benachteiligung, der Frustration und der strikten physischen Trennung zu gehören. Selbst die Namen für Wohngebiete trugen ein Kennzeichen der Rassenzugehörigkeit: Weiße wohnten in Suburbs, in Vororten – Schwarze wohnten in Locations oder Townships. So ist auch der Name der bekanntesten Township von Johannesburg entstanden: Soweto ist eigentlich die Kurzform des ursprünglichen Namens "South Western Township", ein Ort, der speziell für Schwarze geschaffen wurde, die in den Minen arbeiteten.
1950 wurden die Volksgruppen per Gesetz voneinander getrennt. Als der Group Areas Act sich in Mafeking auswirkte, zerbrachen ganze Stadtteile wie De Kocks Building, ein Komplex, in dem verschiedene Rassen lebten. Die Gebä

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