Martin Behaim aus Nürnberg
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Publié le 08 décembre 2010
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Langue Deutsch

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The Project Gutenberg EBook of Martin Behaim aus Nürnberg by Alexander Ziegler
This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at http://www.gutenberg.org/license
Title: Martin Behaim aus Nürnberg
Author: Alexander Ziegler
Release Date: February 18, 2010 [Ebook 31321]
Language: German
***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK MARTIN BEHAIM AUS NÜRNBERG***
Der
Martin Behaim
aus Nürnberg.
geistige Entdecker Amerikas.
Von
Alexander
Ziegler.
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Martin
Dresden,
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n G . 1859.
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Behaim
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aus
Nürnberg
Ruhla,
Dem
Germanischen Museum
den
20.
in Nürnberg
ehrfurchtsvoll gewidmet
Juli
von dem
1859.
Verfasser.
Martin Behaim wurde in Nürnberg um 1459 geboren. Derselbe stammte aus dem altadeligen Geschlechte der Herren B e h a i m v o n S c h w a r z b a c h, die in B ö h m e n, in dem Kreise Pilsen, an einem Wasser, die Schwarze genannt,  daher der Name Schwarzbach, wohnten. Im neunten Jahrhundert wandten sie sich um der Religion willen aus Böhmen nach Nürnberg, daher der Zuname Behaim, Böheim, öfter auchBohemusundMartinus de Boemia. Martin Behaim lernte anfänglich die Kaufmannschaft und trieb daneben unter der Leitung des berühmten Johann Regiomontanus (Müller aus Königsberg in Franken), der sich in den Jahren 1471 bis 1475 in Nürnberg aufgehalten und dort die Verfertigung mathematischer Instrumente auf eine hohe Stufe erhoben hatte, mathematische und in der Folge auch nautische Wissenschaften. Hierauf machte Behaim in Handelsgeschäften große Reisen nach Venedig, wo schon um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts seine Vorfahren Albrecht und Fritz Behaim lebhaft am Spezereihandel betheiligt waren, den sie hauptsächlich aus Böhmen verführten. Ebenso kam er auch nach Mecheln und Antwerpen in den Niederlanden, von wo er im Jahre 1479 oder 1480 nach Lissabon und mit dem Strome niederländischer Auswanderer nach den Azoren gerathen ist. Behaim trat unter König Johann II. in portugiesische Dienste, machte mehre E n t d e c k u n g s r e i s e n zwischen den Wendekreisen, entdeckte mit Diego Cano die Küsten von Congo (1484, 1485 und 1486) und gründete Niederlassungen auf den, wenn nicht schon früher, im Mittelalter von den Arabern und Normannen besuchten und in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts von den Italienern aufgefundenen, im Jahre 1432 bis 1449 von den Portugiesen entdeckten Azoren. Hier heirathete er (1486) Johanna, die Tochter des erblichen Statthalters oder Lehnträgers Ritter Jobst Hurter von Moerkirchen auf den Inseln Fayal und Pico und hat aus der erstgenannten Insel mehre Jahre zugebracht, um die Ansiedelung auf derselben zu befördern.
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Martin Behaim aus Nürnberg
Im Jahre 1491 reiste Behaim nach seiner Vaterstadt Nürnberg, verfertigte daselbst seine berühmte Weltkugel und kehrte im Jahre 1493 nach Portugal und Fayal zurück. Später machte er, wie er in einem Briefe aus Brabant vom 11. März 1494 an seinen Vetter, den Senator Michael Behaim in Nürnberg, berichtet, in vertrautem Auftrage des Königs Johann II. noch einige Reisen, auf welchen er ein Mal das Unglück hatte von den Engländern und ein ander Mal von den Seeräubern gefangen zu werden. Auch besuchte er noch ein Mal sein geliebtes Fayal und starb im Jahre 1506 in Lissabon mit Hinterlassung eines im Jahre 1489 geborenen Sohnes. Wenn nun auch der Nürnberger Patricier seit seiner Fahrt mit Diego Cano selbst nichts über sich und den Schauplatz der Entdeckungen berichtet und die wichtigen Jahre von 1493 resp. 1494 bis zu seinem Tode in Dunkelheit bleiben, so ist doch aus mancherlei glaubwürdigen und verbürgten Nachrichten und Thatsachen auf eine Theilnahme Behaims an den Entdeckungsreisen jener Periode zu schließen. Wir werden im Folgenden auf diese Thatsachen näher eingehen, vorher jedoch eine historiographische Ehrenrettung des in neuerer Zeit wiederum mehrfach an seinem Ruhme angegriffenen großen Kosmographen Martin Behaim im Lessingschen Sinne zu geben versuchen. Ebenso weit entfernt davon, die großen Verdienste des Columbus schmälern, als davon, die Verdienste unseres d e u t s c h e n Landsmannes Behaim, Zeitgenossen von Columbus, dessen Ruhm zu schmälern er nimmer beabsichtigt hat, überschätzen zu wollen, können wir doch auch weder unserer Ueberzeugung, noch unserem Patriotismus so große Selbstverleugnung auferlegen, uns der Meinung Derjenigen unterzuordnen, welche Behaim als einen mittelmäßigen Kosmographen und ungeübten Astronomen darzustellen und so die Grundbedingungen seines Rufes und Ruhmes, wenn auch nicht zu zerstören, doch zu erschüttern, sich die wenig dankenswerthe Mühe gegeben haben. Diese Versuche gründen
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sich vorzüglich auf dessen berühmte Weltkugel, welche die geographischen Ansichten des fünfzehnten Jahrhunderts nach Ptolomäus, Marco Polo und Mandeville veranschaulicht und auf die Aussagen eines Geschichtsschreibers der Azoren aus dem siebenzehnten Jahrhundert, Namens Cordeyro. In Bezug auf erstere sagt man, und wohl auch nicht ganz mit Unrecht, daß Behaim bei seinen Breitenangaben um 12 bis 15° irrte, die Fehler seiner Breitenbestimmungen bei der Prinzessin-Insel begönnen und sich zuletzt auf mehr als 16° steigerten, daß sein Island auch fälschlich innerhalb des arktischen Kreises sich nach dem hohen Norden erstrecke und was dergleichen Behauptungen mehr sind. In Bezug auf Cordeyro, den einzigen Schriftsteller, welcher Nachrichten über Behaims letzte Schicksale enthalte, führt man an: daß dieser einige von dessen unerquicklichen astrologischen Prophezeiungen mittheile1und aussage, daß Behaim auf den Azoren den unheimlichen Ruf eines Meisters der astrologischen Trugkünste hinterlassen habe. Mag dem sein, wie ihm wolle, alle diese und andere Angaben können den Ruf Behaims als Kosmograph nicht verringern; denn sie beweisen nur, daß der Standpunkt der damaligen geographischen Wissenschaften im A l l g e m e i n e n ein ungenügender gewesen ist. Es genüge hier, nur darauf hinzuweisen, daß viele der alten berühmten Weltkarten jener Zeit, z. B. die Karte der Militärbibliothek zu Weimar aus dem Jahre 1424, die von Andreas Bianco 1436, des Genuesen Beclario oder Bedrazio aus dem Jahre 1436, die Hafenkarten der beiden Benincasa 1463 bis 1473, des Bartholomäus, Bruder des Entdeckers von Amerika, aus dem Jahre 1488, des Juan de la Cosa, Reisegefährten von Columbus,
1 InsulanaCordeyro Histor. 494 fol. 8 cap.lib. IX. findet in. Man dieser Stelle und in F. Gaspar Fructuosa allerdings Nachrichten über die geographischen und astronomischen Kenntnisse Behaims, die aber so groß gewesen sein sollen, daß seine Freunde und im Allgemeinen alle Einwohner ihn mit einer abergläubischen Ehrfurcht betrachteten; so gewiß waren seine Bestimmungen und seine Vorhersagungen.
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Martin Behaim aus Nürnberg
des Ruysch in der römischen Ausgabe des Ptolomäus vom Jahre 1508, des Purdy u. s. w., nicht nur viele Irrthümer und falsche Breitenangaben, sondern öfters, z. B. die Karten des in der St. Marcusbibliothek aufbewahrten Atlas des Andreas Bianco u. s. w., gar keine Gradeintheilung haben. Man beeilte sich damals im Allgemeinen, auf den Karten alles Dasjenige zu verzeichnen, was man über den Fortschritt der neuesten Entdeckungen, gleichviel ob wahr oder unwahr, zu erfahren vermochte und so kam es, daß trotz der Ergebnisse neuer Forschungen und trotz aller Erfahrungen und Kenntnisse unserer Tage falsche Hypothesen und Resultate, z. B. auf der Karte Amerikas von Ruysch und auf der sonst schätzenswerten Welttafel von Purdy, u. s. w. angegeben wurden. Wenn auch hier und da die Fehlergrenzen der spanischen und portugiesischen Piloten der damaligen Zeit bei Breitenangaben selten einen Breitengrad überschritten, so bestätigt wiederum das, was in dem Patent über die Unwissenheit der Piloten gesagt wird (Navarr. tom. III. pag. 299), vollständig Vespuccis Klagen über den Mangel nautischer Kenntnisse bei den damaligen Seefahrern ( 105Bandini p.). Die von dem portugiesischen Schriftsteller Cordeyro in seiner Historia insulanaüber den Nürnberger Seefahrer gemachten Mittheilungen sind mit Vorsicht aufzunehmen, erstlich weil Cordeyro, wie alle Portugiesen seiner Zeit, neidisch auf den Ruhm des Fremden war und zweitens, weil er auch sonst keine besondere Urtheilsschärfe und Genauigkeit in seinen Ausdrücken an den Tag legt, wie dies aus einer Vergleichung mit den Privatdokumenten der Familie Behaim, von denen er freilich nicht die geringste Kenntniß hatte, hervorgeht. So behauptet er unter Anderem in seinerHist. ins. pag. 465, daß Martin Behaim z w e i Söhne gehabt, von denen der älteste Martin geheißen und noch jung gestorben sei; ferner, daß die Portugiesen unter Joa Vaz Cortereal schon 1464 einen Theil von Nord-Amerika, die später sogenannteTerra de Bacalhaoentdeckt hätten, und beruft sich unter Hinweisung aufGaspar Fructuosaauf eine
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königl. Schenkungsurkunded. d. Evora 1464, in2. April der aber keine Silbe davon steht, daß Vaz das Bacalhaoland besucht oder überhaupt etwas entdeckt habe. Der zweimalige längere Aufenthalt des Behaim auf den Azoren (von 1486 bis 1490 und 1494 bis 1506) liefert aber gerade einen wichtigen Grund gegen die angebliche Entdeckung eines Landes der Baccallaos (Neufundland); denn Behaim, der, als langjähriger Bewohner der Azoren, doch Kenntniß von diesem Westlande hätte haben müssen, kennt diese Entdeckung nicht und hat sie auch nicht auf seiner im Jahre 1492 angefertigten Weltkugel angegeben. Kunstmann2hat auch in der neuesten Zeit schlagend nachgewiesen, daß die von Cordeyro erwähnte Entdeckung von Nord-Amerika weder in der angeführten Schenkungsurkunde vonEvoranoch inFructuosa, aus dem doch Cordeyro geschöpft haben will, erwähnt werde. Historisch erwiesen ist nur, daß Gaspar Cortereal, der Sohn jenes Jao Vaz, im Jahre 1500 in Grönland und 1501 in Neufundland gewesen. Aus all dem Gesagten geht zur Genüge hervor, daß die gegen Martin Behaim angebrachten Verdächtigungen ohne allen Grund sind. Konnte es doch sogar einem Columbus geschehen, daß er die geographische Breite der von ihm im Jahre 1477 besuchten Insel Irland falsch bestimmte, indem er sagt, daß deren südlichste Gegend unter dem dreiundsiebzigsten Breitengrade (statt 63°) liege. Martin Behaim, Schüler des Regiomontanus3und portugiesischer Kosmograph hat für einen der gelehrtesten Mathematiker und Astronomen seines Jahrhunderts gegolten. Durch die Anfertigung seines Globus  wohl eines der ersten und ältesten, welche überhaupt existiren, den von Bartolomé Colon 1488 vollendeten mit eingerechnet hat er ein
2Die Entdeckung Amerikas mit einem Atlas bisher ungedruckter Karten. München 1859. 3AuchBarros,Maris Dialogos, der Verfasser derHistoria insulanaund Andere sagen ausdrücklich, daß Behaim sich rühmte, in Regiomontans Schule gelernt zu haben.
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