Homosexualität in der Kunst , livre ebook

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2015

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Dieser Band ist kein Loblied auf die Homosexualität. Es ist eine wissenschaftliche Studie des Professors für Kunstgeschichte James Smalls, der an der berühmten Universität von Maryland, Baltimore, lehrt. Der Autor bringt die besondere Sensibilität in Bezug auf die Kreativität der Homosexuellen in den Vordergrund, indem er die gängigen Klischees umgeht und das Thema vom soziologischen Blickwinkel aus angeht. Dank seiner reichen und faszinierenden Bildauswahl und genauen Themenanalyse zeigt der Autor von Homosexualität in der Kunst den Beitrag auf, den die Homosexualität in der Entwicklung der Gefühlswahrnehmung geleistet hat. In einer Zeit, in der Tabus gebrochen sind, führt dieses Werk zu einem neuen Verständnis vieler künstlerischer Meisterwerke unserer Zivilisation.
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Date de parution

15 septembre 2015

Nombre de lectures

3

EAN13

9781783106233

Langue

Deutsch

Poids de l'ouvrage

3 Mo

Herausgeber: Jean-Paul Manzo
Text: James Smalls
Übersetzung: Dr Martin Goch
Layout: Cédric Pontes
Umschlagsgestaltung: Jennifer Mottais

Layout:
Baseline Co. Ltd
61A-63A Vo Van Tan Street
4. Etage
Distrikt 3, Ho Chi Minh City
Vietnam

© Centro Elisarion, Abb . 1 , 2
© Smithsonian American Art Museum, Abb . 1 , 2 , 3
© Herbert List/Magnum photo, Abb . 1 , 2
© Richmond Barthé, courtesy Childs Gallery, Abb.
© Jeanne-Mammen-Gesellschaft e.V., Abb.
© George Platt Lynes, II, Abb . 1 , 2 , 3
© The Estate of Francis Bacon/ARS, Abb . 1 , 2
© Under international copyright by The Tom of Finland Foundation, Abb . 1 , 2
© Andy Warhol Foundation/ARS, Abb.
© Pierre Molinier, courtesy Galerie A L ’ Enseigne des Oudin, Paris/ADAGP/ARS, Abb . 1 , 2
© Harmony Hammond, Abb . 1 , 2
© Robert Mapplethorpe/Michael Van Horne, Abb . 1 , 2
© Pierre et Gilles. courtesy Jerome de Noirmont, Paris, Abb . 1 , 2
© David Wojnarowicz/P.P.O.W., New York, Abb.
© George and Helen Segal Foundation/VAGA, Abb.
© Catherine Opie. Courtesy Regen Projects, Los Angeles, Abb.
© Mardsen Hartley, Art Museum, University of Minnesota, Minneapolis, Abb.
© Ajamu, Abb . 1 , 2
© Rotimi Fani Kayode/Autograph, Association of Black Photographers, Abb . 1 , 2
© Sunil Gupta, Abb.
© Nan Goldin, Abb . 1 , 2
© Tee Corinne, Abb.
© ARS, Abb . 1 , 2 , 3 , 4 , 5 , 6 , 7

© Confidential Concepts, worldwide, USA
© Parkstone Press International, New York, USA
Image-Bar www.image-bar.com

ISBN: 978-1-78310-623-3

Weltweit alle Rechte vorbehalten.
Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Photographen. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.
James Smalls



Die Homosexualität in der Kunst

Inhalt


Einleitung
Kapitel 1. Homosexualität in der Antike (vom antiken Griechenland bis zum Römischen Imperium)
Waffenbrüder und schöne Körper
Die hellenistische Epoche: Das Zeitalter des Dionysos
Griechischer Einfluss im Ausland
Die Ernüchterung der Sappho
Rom von der Republik bis zum Imperium
Pompeji
Kapitel 2. Homosexualität im Mittelalter
Das unaussprechliche Laster
Feuer und Schwefel
Geheiligte Verbindungen in der byzantinischen Welt
Die Romanische Epoche (1000-1200)
Intoleranz und Unterdrückung (1200-1400)
David und Jonathan
Moralisierende Manuskripte
Abstieg ins Inferno
Das Spätmittelalter
Weibliche Homosexualität im Mittelalter
Kapitel 3. Homosexualität in der italienischen Renaissance
Der Neoplatonismus in der Renaissance
Leonardo da Vinci (1452-1519)
Michelangelo Buonarroti (1475-1564)
Benvenuto Cellini (1500-1571)
Die Renaissance im übrigen Europa
Die späte italienische Renaissance
Das Barock
Weibliche Homosexualität in der Renaissance
Kapitel 4. Homosexualität in der Kunst nicht-westlicher Kulturen (Asien und Islamische Welt)
Indien
China
Japan
Die islamische Welt
Kapitel 5. 1700–1900: Auf dem Weg zu einer sexuellen Identität
Libertins und Libertinage
Klassizismus und Romantik
Realismus
Der Symbolismus und der Sprung der Vorstellungskraft
Vom Ästhetizismus zur Sexualwissenschaft
Kapitel 6. Homosexualität in der Kunst der Moderne und der Postmoderne (1900–2000)
I. Vom Modernismus bis Stonewall (1900-1969)
Sappho am linken Ufer
II. Von Stonewall zur Postmoderne (nach 1969)
Schlusswort
Bibliographie
Anmerkungen
Liste der Abbildu n gen
01. Griechische Malerei, ein Paar darstellend, 480 v. Chr.
Museum in Paestum, Italien.


Einleitung


Kunst und Homosexualität mag wie eine merkwürdige Kombination wirken. Beide Phänomene sind, seit es eine Überlieferung gibt, jedoch Teil der Geschichte der Menschheit. Zwei so umfassende Konzepte wie die Homosexualität und die Kunst zusammenzubringen, ist dennoch eine Herausforderung. Beide Kategorien werfen eine Reihe konzeptioneller Probleme und ungelöster Fragen auf.
Die grundsätzliche Frage „Was ist die Kunst und welche Funktion erfüllt sie?” hat die Menschheit über Jahrhunderte beschäftigt und ist immer noch nicht endgültig beantwortet. Es gibt so viele Konzepte und Definitionen dessen, was Kunst ist (bzw. was sie nicht ist) und was Kunst bedeutet, wie es Individuen gibt. In dieser Studie über Homosexualität in der Kunst verwende ich den Begriff „Kunst“ in einem umfassenden Verständnis als menschliche Schöpfung und Kommunikation in einem visuellen Feld. Obwohl der Großteil der Bilder in diesem Buch aus traditionellen Medien wie der Malerei, der Bildhauerei, der Grafik und der Photographie stammt, gehören zur Kunst in diesem Sinne auch Bilder und Formen aus der populären Kultur, der Werbung, Aufführungen, computergenerierte Bilder etc. Letzten Endes bleibt es dem Leser überlassen, was er als Kunst anerkennt und was nicht.
Anders als “Kunst“ lässt sich der Terminus „Homosexualität“ genauer bestimmen. Homosexualität und die mit ihr einhergehenden Emotionen hat es in allen Kulturen und zu allen Zeiten gegeben, lange bevor dieser Begriff geprägt wurde. Sie ist schon immer ein Teil der komplexen menschlichen Sexualität gewesen. Die Art, in der homosexuelle Liebe und Gefühle visuell artikuliert werden, reflektiert häufig den Status von Homosexuellen in der jeweiligen Kultur. In den Kunstwerken kommen entweder eine gewisse Toleranz oder Anzeichen restriktiver Vorurteile, die von Tradition und Religion genährt werden, zum Vorschein.
Vor 1869 gab es die Begriffe „Homosexualität“ und „Heterosexualität“ nicht. Beide Begriffe wurden von Karl Maria Kertbeny geprägt, ersterer 1869, der zweite im Jahr 1880. Kertbeny verwandte den Terminus „Homosexualität“ in einer Reaktion auf einen Paragraphen des preußischen Strafrechts, der sexuelle Beziehungen zwischen Männern kriminalisierte. Kertbeny wollte diesen Paragraphen getilgt sehen, hatte damit aber keinen Erfolg. Die entsprechenden Bestimmungen wurden 1871 zu einem Bestandteil des preußischen Rechts, sie galten bis zur Nazi-Zeit fort, wurden 1935 noch verschärft und galten bis 1969 auch noch in Westdeutschland (Haggerty, 451). Kertbeny hatte seine eigenen Ansichten zur menschlichen Sexualität. Obwohl er vielleicht nie eine umfassende Theorie der Homosexualität entwarf, unterteilte er Homosexuelle in verschiedene Kategorien: in „aktive“, „passive“ und „platonische“ Homosexuelle sowie solche, die die Gesellschaft von Mitgliedern ihres eigenen Geschlechts lieben, ohne Geschlechtsverkehr mit ihnen haben zu wollen. Die Bezeichnung „Homosexualität“ entstand also als ein Ausdruck der Sympathie und des politischen Aktivismus mit dem Ziel, ein repressives Gesetz aufzuheben. Im Lauf der Zeit jedoch entwickelte sich das Wort zu einem Konzept, das schließlich zur Beschreibung der sexuellen Neigungen des Individuums diente.
Der Begriff und seine neue Bedeutung benötigten einige Zeit, um Eingang in die europäischen Sprachen und Gedankenmuster zu finden.
In den 1880er Jahren erweckte Kertbenys griffige neue Bezeichnung die Aufmerksamkeit von Richard von Krafft-Ebing, einem bekannten Sexualwissenschaftler, der das Wort in seinen äußerst populären Psychopathia Sexualis (1886-87), einer umfassenden Enzyklopädie sexueller Abweichungen, verwandte. Durch diese Publikation und weitere Arbeiten bekannter Sexualwissenschaftler des späten 19. Jahrhunderts erlangte der Begriff „Homosexualität“ seine medizinischen und klinischen Konnotationen. Krafft-Ebing war ein wichtiger Vertreter der Erforschung des menschlichen Sexualverhaltens vor der Kodifikation der modernen Psychologie und Psychoanalyse im Gefolge der Gedanken und Schriften Sigmund Freuds (siehe Gregory W. Bredbeck, „Sexology“, in Haggerty, 794). Der Begriff „Homosexualität“ fand erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts Eingang in die englische und amerikanische Alltagssprache, im Wesentlichen als Folge des Kinsey-Reports von 1948. Alfred Kinseys wissenschaftliche Daten zur menschlichen Sexualität stellten die bis dahin herrschende Sicht der Homosexualität als eine Geisteskrankheit in Frage.
Das Konzept „Homosexualität“ umfasst ein ganzes Spektrum einander widersprechender Ideen über die Geschlechter und gleichgeschlechtliche Beziehungen. Gerade dieses große Spektrum möglicher Bedeutungen macht „Homosexualität“ heute zu einem so unwiderstehlichen, mächtigen und mehrdeutigen Konzept. In seiner modernen Bedeutung bezeichnet „Homosexualität“ sowohl einen psychologischen Zustand als auch erotisches Verlangen und sexuelle Praktiken (David Halperin, „Homosexuality“, in Haggerty, 452). Alle drei Bedeutungsgehalte werden mit Mitteln der Kunst artikuliert. Die Homosexualität oder, um einen neueren Ausdruck zu gebrauchen, die Homoerotik kann als ein tatsächliches oder potenzielles Element der Erfahrung eines jeden Individuums verstanden werden, welche sexuelle Orientierung der Einzelne auch immer hat. Homosexualität und Homoerotik überschneiden sich häufig, sind aber nicht notwendigerweise identisch. Viele der Bilder in diesem Buch sind eher homoerotischer als homosexueller Natur. Die Unterschiedlichkeit der Begriffe „homosexuell“ und „homoerotisch“ ist nicht allein in den Grundbedeutungen von „sexuell“ und „erotisch“ begründet. Während „sexuell“ sich auf die körperliche Seite der Sexualität bezieht, geht es bei der Homoerotik um ein Konzept, das eine ganze Bandbreite an Ideen und Gefühlen über gleichgeschlechtliche Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte betrifft, die nicht immer in Geschlechtsverkehr kulminieren. Anders als die Homosexualität legitimiert die Homoerotik erotische Sehnsüchte zwischen Mitgliedern desselben Geschlechts, indem diese Gefühle in einen Kontext eingebettet werden, der sie begründet – wie den Klassizismus, militärische Strukturen, athletische Wettkämpfe etc. Auf diese Weise wird die Homoerotik verschleiert und nicht als abweichendes Verhalten wahrgenommen. Während alle Homosexuellen homoerotische Sehnsüchte kennen, sind ke

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